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Seite:Friesische Sagen und Erzählungen.pdf/165

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Detdiar sidj as efterluket wurden.
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der Schiffer. — "Sie muß kommen!" – rief
der Meermann, — "sonst macht meine Alte noch mehr
Spectakel, noch ärgeren Sturm und Seegang, und ihr
geht allesammt zu Grunde." — "Jch will gleich kommen,"
— rief des Capitains Frau, die alles gehört hatte. —
"Man muß Niemanden in Noth lassen, dem man helfen
kann." — Sie sprang über Bord zu dem Meermann,
und ging mit ihm hinab zum Meeresgrunde. — Der
Sturm war vorbei, die See ward ruhig. — Unterdessen
hatte der Schiffer große Sorge um seine Frau , aber es
währte nicht lange, da hörte er so lieblich "Heia,
heia, hei!" *) tief unten in der See singen , und die
Wellen gingen so eben auf dem Wasser, als wenn die
ganze See wie eine Wiege geschaukelt würde, —
"Aha !" — dachte er — "das Kind ist schon geboren,
das ist gut gegangen." — Es dauerte keine Stunde,
da kam die Frau des Schiffers wieder auf aus der See
und glücklich zurück an Bord. Sie war kaum einmal naß
geworden, hatte den Schooß (die Schürze) voll von Gold
und Silber und hatte viel zu erzählen. — Das Meer-
weib hatte ein Kleines gehabt, ein Ding, was wir auf
Sylt ein Seekalb nennen, aber die Meerfrau meinte,
es wäre so schön wie ein Engel. Der Meermann war
so froh geworden, daß er der Frau des Schiffers so viel
Gold und Silber verehrt hatte, als sie tragen konnte.
   
   Der Schiffer hatte nun guten Wind, machte seine
Reise schnell ab, und segelte wieder heim mit seinem
Weibe und Gelde nach Sylt. Allein, wenn er später
wieder ausfuhr zur See, dann ließ er allezeit sein Weib
zu Hause bleiben in Rantum, wo sie wohnten.

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   *) Den altfriesischen Wiegengesang.