er sehen und hören werde, trat er in die Kirhe. —
Allein, wie bitter wurde er getäuscht! — Seinen Altar
erkannte er nicht mehr; der war nicht allein neu gemalt,
sondern gänzlich verändert worden, hauptsächlich durch
zwei rohe Figuren, welche man auf das Mittelſtück des
Altarblattes, Gott dem Vater und der Mutter
Maria zur Seite gestellt hatte und als zwei dänische
Heilige, nämlich: St. Jürgen und St. Niels bezeich-
nete. *) Er glaubte vor Aerger und Schande in die
Tiefe versinken zu müssen, sammt seinem Altare. Als
nun aber die bethörte Menge vor diesen Bildern nieder-
fiel und nach dem Beispiel und der Anweisung der Priester
bald die Mutter Maria, bald St. Jürgen und bald den
heiligen Niels anflehete und dabei allerlei wunderliche
Ceremonien den Priestern nachmachte, — da war das
Maaß des Entsetzens, der religiösen Entrüstung, welches
den frommen, schlichten Greis ergriffen hatte, voll. Als
endlich der, mitten unter der knieenden, im blinden
Götzendienst versunkenen Menge, allein stehengebliebene
Jens aufgefordert wurde, ebenfalls seine Knie zu beugen
vor den Heiligen und deren Bildern — da sprach er :
"Lebend nicht!" — zog ſein Messer aus der Scheide,
stieß es sich elber in die Brust und stürzte mitten in
der Kirche mit dem Ruf: "Lieber todt, als Sklave der
Priester!« — nieder. **)
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*) Dieser Altar steht noch mit denselben rohen Figuren ge-
schmückt oder verunstaltet in der jetzigen Kirche zu Westerland
auf Sylt, ist im Jahre 1856 noch einmal mit großen Kosten
restaurirt, zum Theil neuvergoldet worden.
**) H. Kielholt schrieb: "Wente — — — da is en olt
Mann, de en Heide geweſen, darmank in de Kerke gestahn und
to gesehen, de heft sin egen Meſte genahmen und sick sülvest de
Kele utgesteken, darum dat he sick nicht mit dem nien Gloven
wolde beladen."
Seite:Friesische Sagen und Erzählungen.pdf/30
Erscheinungsbild
Detdiar sidj as efterluket wurden.
