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Seite:Friesische Sagen und Erzählungen.pdf/36

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Detdiar sidj as efterluket wurden.
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etwas zu Leide gethan. Eines Tages nun, als Ellen
nach ihrem Bruder suchte, wagte sie sich auch nach der
Südspize der Insel, in der Hoffnung ihn dort zu finden.
Es war aber gerade damals ein schwedisches Seeräuber-
schiff am Buder angekommen, ohne daß die Jungfrau
es wußte. Als nun die gottlosen Räuber das schöne
Mädchen an der Südspize der Halbinsel gewahrten,
wurden sie lüstern. Sie stiegen gleich ans Land, und
liefen nach dem armen, unschuldigen Geschöpf, welches
schühtern wie ein gejagter Hase bald sich unter einem
Halmbüschel zu verbergen suchte, bald weiter rannte nach
der Landspitze zu. Jn ihrer Angst sah Ellen sich um,
ob kein anderer Weg zu entkommen ihr übrig war, denn
sie stand schon an dem äußersten Ende der Jnſel; allein
es gab keinen mehr. Vor ihr das Meer, hinter ihr
die Räuber, die immer näher kamen und sie im nächsten
Augenblick umringen würden. Da dachte sie ohne
Zweifel an ihren Vater und sein Ende. Sie faßte sich
schhnell, befahl Gott ihre Seele, stürzte sich in die See
und ertrank vor den Augen ihrer geilen, erbarmungs-
losen Verfolger. Das war das traurige Ende der tugend-
haften Ellen, die lieber todt, als verführt oder die
Sklavin der Räuber sein wollte. —

   Nach dieſem Verluste ihrer beiden Kinder glaubte
die alte einsame Wittwe sich zu Tode weinen und hun-
gern zu müssen; denn sie war nach gerade so alt und
schwach geworden, daß sie nicht mehr arbeiten und kaum
mehr aus- und eingehen konnte. Jedoch, als sie ihre
Gedanken nach dem erlebten Unglücke wieder etwas ge-
sammelt hatte, setzte sie ihr Vertrauen, wie früher stets,
auf Gott und begann wieder zu ihm zu beten um seine
Hülfe und seinen Segen. Sie hoffte, der liebe Gott