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Seite:Friesische Sagen und Erzählungen.pdf/9

Faan Wikipedia
Detdiar sidj as efterluket wurden.
–V–

noch einmal sie selber erzählen lassen, die schlichten
Strand- und Dünenbewohner, die ächtfriesischen,
treuherzigen, ich möchte sagen, kindlich gemüthlichen
Sagenerzähler und Erzählerinnen meiner lieben
Heimathinsel. Denn dort in den einsamen, westlichen, dem
Untergange geweiheten und vielleicht schon nahen Gegenden
Sylts, unter den Menschen, die einfach nach alter Weise,
aber unter den Einflüssen großer Natur-Ereignisse fast
beständig leben, findet man die Sage noch oft rein und
ungetrübt erhalten. — Ich halte überdies mich verpflichtet,
einer mir von meiner Jugend her besonders lieben und
interessanten, aber ohne Zweifel ins Meere bald unter-
gehenden Halbinsel, nebst deren fast noch interessanteren
einstntaligen Bevölkerung eine Erinnernngstafel zu setzen,
und zur Erfüllung dieser Pflicht ist die vorliegende Schrift
zunächst bestimmt. —— Die Halbinsel, welche ich aber
meine, ist das sand- und hügelreiche Hörnum, die süd-
liche, schmale, aber 2 1/2 Meilen lange Ecke der Insel
Sylt, und unter den Bewohnern dieser Halbinsel,
denen ich hierdurch ein Andenken stiften und bewahren
möchte, verstehe ich die Alt-Rantumer und Eidumer
oder die Hörnumer.*)

   Es gewährt mir diese Arbeit freilich zugleich eine
wehmüthige Erinnerung an das fortwährende Zerbröckeln
und an den endlichen völligen Untergang aller friesischen
Inseln oder Uthlande, vielleicht mit deren Bewohnern,
und nicht blos an jene wohl aberglänbigen und rohen

---

  *) "Hörn" ist friesisch, heißt auf Deutsch "Ecke". Die
Endung "um" bei so vielen Ortsnamen im Friesischen hat ohne
Zweifel gleiche Bedeutung mit dem deutschen "heim" oder
dithmarsischen "hamm", auch mit der englischen Endung
"ham" vielleicht.