lange nicht erfahren, wie ihr Freier hieß, obgleich sie
schwermuthvoll die einsamsten Örter aufsuchte und auf
jeden Laut der Natur lauschte. Endlich hörte sie auf
einer einsamen nächtlichen Wanderung an dem Meeresufer
tief unten in einem Sandhügel folgenden Gesang:
- "Delling well ik bruu;
- Miaren well ik baak;
- Aurmiarn well ik Bröllep maak.
- Ik jit Ekke Nekkepenn;
- Min Brid es Jnge fan Raantem,
- En dit weet nemmen üs ik alliining.*)
Jetzt kehrte sie fröhlich zurück und sprach bei ihrer Zusammen-
kunft mit dem verliebten Meeresgott: "Du heißt Ekke
Nekkepenn und ich bleib' Jnge von Rantum." —— Alsbald
verließ der Meergeist sie und kehrte nimmer wieder zu ihr
zurück als Freier. Wohl aber hat er an ihr und ihrer
Heimath des Korbes wegen später schmähliche Rache geübt
und durch seine dienstbaren Stürme, Meereswellen, Fluthen
und Strömungen Rantum zerstört. – Gleichsam als
Gegensatz dieser heidnischen bösen Wesen sprechen die
Dünenbewohner Hörnum’s auch von einein guten Geiste
einer weißen Frau, welche als trauernder Schutzgeist die
verlasseuen oder untergegangenen einstmaligen Wohnstätten
der Menschen umschwebt. Sie nennen dieselbe das
Stademwüfke, beklagen es aber, daß dieselbe immer
seltener den Menschen dort erscheint.
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- *) Heute will ich brauen;
- Morgen will ich backen;
- Übermorgen will ich Hochzeit machen.
- Ich heiße Ekke Nekkepenn;
- Meine Braut ist Jnge von Rantum,
- Und das weiß niemand als ich allein.