"Pfui Steven !" — sprach Maiken Niß Taken : —
"Hätte er denn den heiligen Altar den Dänischen lassen
oder ihn im Sande untergehen lassen sollen? Jch hätte
meiner Seele die ganze Kirche mitgenommen." —
"Du wärest auch ohne Zweifel gut davon gekom-
men, Maiken," — erwiderte Steven, — "besonders wenn
du den Teufel zum Freunde und Gehülfen gehabt ; denn -
mein Großvater Seliger, der Landvogt Steven Taken,
nach dem ich genannt bin, pflegte oft zu sagen: darüber
steht nichts im Landrecht, welche Strafe der haben soll,
der ein ganzes Haus oder Schiff oder eine Kirche oder
ein ganzes Land stiehlt. Also solche Diebe werden pri-
vilegirt sein." —
Inken Nessen wies ihn jedoch zurecht, indem sie
sagte: — "Du achtest wohl mehr auf deines Großva-
ters und anderer Menschen Gesetze als auf Gottes.
Weißt du denn nicht, daß in dem neunten Gebote Gottes
steht : Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus —
und in dem zehnten Gebote hinzugefügt wird: alles
andere, was sein ist? — Vor Gott ist kein Dieb
gerecht." —
"Ja doch gewiß der Stranddieb" — fügte Maiken
hinzu und sah dabei Steven, dessen Ehrlichkeit und Ac-
curatesse am Strande nicht immer Stand hielt, schelmisch
an ; — "denn der Stranddieb findet und nimmt ja nur,
was der rechtmäßige Eigenthümer verloren hat und nicht
wieder bekommt, und wenn der Eine es nicht nimmt,
so nimmt es ein Anderer." —
"Aae Gott! Wir sind allzumal Sünder und man-
geln des Ruhmes, den wir haben sollten ,“ — seufzte
Mei Aanken, —
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Detdiar sidj as efterluket wurden.
