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Seite:Friesische Sagen und Erzählungen.pdf/25

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Detdiar sidj as efterluket wurden.
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   Das Gespräch war jetzt bis zu einem Punkte vor-
geschritten, wo die Moral der Rantumer und anderer
Strand- und Dünenbewohner ein böses Loch hatte ; nur
die alte Mei Aanken, sonst die Einfältigste der Ge-
sellschaft, schien jedoch diesen Mangel lebhaft zu fühlen.
Auch die Uebrigen mochten indeß erkennen, daß es am
richtigsten sei, hier den Faden ihres kleinen Zwiespaltes
abzubrechen. Mindestens fand die weltkluge Mei Siem-
ken für gut, ihre Erzählung jetzt wieder anzufangen.

   "Ob Jens Lüng damit, daß er den Altar der
Lister Kirche abbrach und das Altarblatt nebst den Al-
targeräthen mitnahm, als er von dannen zog, Unrecht
gethan habe, weiß ich nicht. Aber es schien — minde-
stens für ihn und seine Familie — kein Segen mehr
an dem alten Lister Altare zu sein. Er hatte im Sinne,
sich in dem Wardünthal auf Hörnum an der
Stätte, wo die alte Capelle zu Wardün *) ehemals
stand, ein Haus zu bauen und in dem Ostende seiner
Wohnung zur Verehrung Gottes für sich und seine Frau
und vielleicht auch für Andere seinen Altar wieder auf-
zurichten. Jedoch, als er, um kein Aufsehen bei den
Dänischen zu erregen, in der Nacht von List abgesegelt
war und längs der Westseite der Insel südwärts steuerte,
kam sein Schiff, während das Wasser gefallen war, in
der Dunkelheit dem Strande bei Alt-Rantum etwas
nahe und blieb da sitzen. Es würde übrigens dieser
Umstand wahrscheinlich den Rantumern unbekannt und
ohne Folgen geblieben sein, wenn nicht Jens Lüng

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   *) Der Name Wardün wird in Meiers Charten, (angeblih
von 1240) Wardin und Wardyn geſchrieben. Die Sylter nen-
nen den wahrscheinlih um 1300 untergegangenen Ort: Wardün,
aber auch Warding und sogar Wardus oder Warthuus. Ein
Thal nennen sie Dähl.