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Frau und Kindern geworden fei, bis Jnken Nefſen mir
willfahrte und Mei Siemken's Erzählung fortſezte. *)
„Jh habe oft gehört, daß in den Dünen Süden
von Niebelum eine alte fromme Frau, die Merret
hieß, gewohnt und daß ſe zwei Kinder , eine Tochter,
die Ellen hieß und einen Sohn, der Jacob Lungſem
oder Leiert genannt wurde, gehabt habe; allein ih habe
nicht gewußt, daß ſte die Frau des Jens Lüng von Liſt
geweſen, jeyt aber zweifle ih ni<t daran. Es ift ſo
{ôn, wenn man über die alten Geſchichten unſerer
Vorfahren Licht und Gewißheit bekommt, und es freut
mich, mein Söhnchen,“ —- ſe redete mi< an, — »daß
du darnach ſtrebt, und die alten Geſchichten gern hören
magſt; vergiß ſie nur niht, wenn du groß wirft, ſondern
ſchreibe ſie auf. Mit Rantum if es bald vorbei,
der Sand und das Waſſer kommen uns immer näher,
„und wenn wir Rantumer denn alle todt ſind, \o ſind
wir auh vergeſſen, wenn dann nit du oder ſonſt Je- *
mand erinnerſt und aufſchreibſt, was wir gethan und
geſprochen und erlebt haben. Darum mein Söhnchen,
lern’ du das Schreiben, was Niemand von uns, ſelbſt
niht einmal Steven, wenn er auch eine Feder beim
Ohr trägt , verſteht ; du ſollſt unſer Geſchichts\creiber
ſein, Hörſt du ?4
Steven füblte ſ< gekränkt, räusperte ſ<, und
ſprach: „Ich ſollte niht ſchreiben können? — Doch ih
habe Wichtigeres zu ſchreiben, als Lügen und Sagen
und Altweibergeſ<wäg. Mein Großvater Seliger, nah
- ) Jnfken Neſſen hieß nah dem Weſterländer Todten-Ver-
Cis von 1831 eigentlich (na ihrem frühverſtorbenen Manne)
nfen Ni>els Knuten Fries, war 1808 {hon Wittwe." —