dem ich genannt bin, der Landvogt Steven Taken,
pflegte zu sagen : Alle Bücher sollten verbrannt werden,
bis auf das Nordstrander Landrect und alles Bücher-
und Chronikschreiben sollte verboten sein; denn derglei-
chen verwirret nur die Leute und macht, daß sie das
Landrecht nicht mehr verstehen und achten und befolgen,
Der Junge wird ein Nichtsnutz werden, wenn er eure
Weisheit lernt und diese sammt allen euren Dummheiten
aufschreibt. Hör' Junge, wenn du nicht das Landrecht
studiren willst, so merk’ dir dieſe Regel: das ist der
beste Mann, der gut schweigen kann."
"Ha, ha, ha!" — lachte Maiken und sprach: —
"Ich füge hinzu: Steven ist ein schlechter Mann, weil
er gar nicht schweigen kann." —
"Jch für meine Person," — entgegnete Steven, —
"habe das Landrecht gründlich gelernt, brauche vor Nie-
mand zu schweigen. Gleichwohl achte ich den Grundsatz:
"Vehl weten unde weinig sagen," welcher mit
großen Buchstaben in der Keitumkirche steht, hoch,
und will ihn jetzt befolgen." *) —
"Inge de Fries konnte nun ungestört erzählen und
begann wieder: "Die fromme Wittwe im Wardün-
thal erzog ihre Kinder, wenn gleich in Dürftigkeit, in
Kummer und Sorgen, so doch zur Gottesfurcht und
Treue, zur Arbeitsamkeit und Sparsamkeit. Sie betete
alle Morgen und Abend und lehrte ihre Kinder auch
beten. Sie hatte eine Kuh und einige Schafe, spann
und strickte Wolle und machte Dachstricke aus dem
---
*) In dem Quergange an der Haupteingangsthür der Ge-
meinde in der Kirche zu Keitum steht mit erhabener Schrift ein
altsylter Kernspruch eingeschnitten, nämlich: Ein Meister is: Vehl
weten unde weinich sagen, nicht antworden up alle Fragen.
Seite:Friesische Sagen und Erzählungen.pdf/33
Erscheinungsbild
Detdiar sidj as efterluket wurden.
